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Übersicht zum Wochenplanunterricht
Der Wochenplanunterricht ist eine besondere Form des so genannten „Offenen Unterrichts“. Er wurde entwickelt durchaus auch in Anlehnung an den früheren Dalton-Plan auf der Grundlage der Ideen der Reformpädagogen Peter Petersen, Celestin Freinet oder auch Helen Parkhurst. Wolfgang Klafki leitete dann in wissenschaftlicher Hinsicht das „Marburger Grundschulprojekt“ an mit dem Ziel der Förderung der Selbststeuerung bereits in der Grundschule. Dieser neue methodische Ansatz wurde in entsprechenden Fachpublikationen verbreitet.
Das Neue an dem fächerübergreifenden Wochenplanunterricht in der Grundschule ist im Wesentlichen, dass die Grundschulkinder selbst in einem eigenen Wochenplan festlegen, was sie sich in der nächsten Zeit erarbeiten möchten; das bedeutet, die Kinder definieren sowohl die Themen als auch die Aufgaben dazu selbst. Dazu gehört auch die eigene Planung der konkreten Durchführung, also die Fragen: „Was, Wann, Wo, Mit Wem“.
Fächerübergreifenden Wochenplanunterricht in der Grundschule
In der Praxis hat sich vielerorts gezeigt, dass Grundschulkinder mit dieser Art des Offenen Unterrichts auch etwas überfordert sein können. Daher hat sich an vielen Grundschulen eine „mildere“ Form der Wochenplanarbeit etabliert, bei der die Kinder bei ihrer Planung recht konkrete Unterstützung durch den Lehrer erfahren.
So ist der Wochenplan an vielen Grundschulen eine Unterrichtsform, bei der dann doch eher durch die Lehrer die Aufgaben festgelegt werden, die die Kinder dann zu bearbeiten haben. Aber diesen Pflichtaufgabenplan können die Schüler dennoch selbst mit weiteren Aufgaben ergänzen. Die so genannte „Innere Differenzierung“, die hierbei auch eine große Rolle spielt, hat etwas zu tun mit dem individuellen Zuschnitt des Lerninhalts auf die Zusammensetzung bzw. Heterogenität der Lerngruppe, sodass der tatsächliche Lehrstoff schließlich der Auswahl des Lehrers unterliegt. Das mit dem Wochenplankonzept angestrebte Ziel ist die Vermittlung selbstständigen und selbsttätigen Lernens, was die Lehrkraft auf diese Weise flexibel und pragmatisch erreichen kann. So ist der Wochenplanunterricht eine effiziente Ergänzung zu den anderen bekannten Unterrichtsformen: Freie Arbeit, Projektunterricht, Frontalunterricht, Klassenunterricht.
Fächerübergreifender Wochenplanunterricht auf Grundschulen
Fächerübergreifender Wochenplanunterricht ist gerade in der Grundschule gut realisierbar und sinnvoll, da es in den Grundschulen, anders als in den höheren Klassen der Oberschulen, oft der Klassenlehrer ist, der in seiner Klasse gleich mehrere Fächer selbst unterrichtet.
Es hat sich in diversen Studien gezeigt, und es ist auch plausibel, dass ein deutlich höherer Lernerfolg auch und gerade im Langzeitgedächtnis der Schüler angelegt wird, wenn ein Thema quasi gleichzeitig aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet wird. Diese Aussage ist am Besten an einem Beispiel zu erläutern:
Angenommen im Fach Mathematik wird der Satz des Pythagoras erklärt. Dann ist der Lehrer gut beraten, in dieser Woche im Fach Geschichte die Alten Griechen in der Zeit um 600 – 500 v. Chr. zu besprechen, im Fach Geographie Südosteuropa in den Fokus zu nehmen, und im Fach Klima und Umwelt die Entwicklung des mediterranen Raumes. Auf diese Weise liegen die „Mosaikbausteine“ zur Welterkenntnis deutlich näher beieinander als bei älteren Unterrichtsformen, die die Themen der unterschiedlichen Fächer eher zufällig verteilt im Lehrplan hatten.
Wochenplanarbeit mit behinderten Kindern
Besonders gut bewährt als Differenzierungsinstrument des Lehrers hat sich die Wochenplanarbeit in Integrationsklassen mit behinderten Kindern.
Je nach der Situation der Anforderungen kann der Lehrer allen Kindern dieselben Lehrinhalte vermitteln oder diese eben gezielt unterschiedlich gestalten. Besonders der letztere Fall bedarf aber auch einer sehr sorgfältigen Vorbereitung.
Auf jeden Fall schlüpft aber der Lehrer eher in eine Begleiterrolle, während sich seine Schüler ihre Lernprozesse selbständig erarbeiten. Auf diese Weise ist es dem Lehrer sehr viel besser möglich, Schüler mit Verhaltens- und Lernproblemen spezifisch zu unterstützen bzw. sich einzelnen Schülern auch mal etwas länger zuzuwenden. Dies steht diametral einer eher konservativen Unterrichtsform gegenüber, in der der Unterricht quasi mit gezielten Fragestellungen an die Schüler erarbeitet wurde. Im Grunde genommen ist der Wochenplan eine Form der Unterrichtsorganisation, die ganz konkret so abläuft:
Zu Beginn bzw. vor der Wochenperiode (ggf. auch für einen längeren Zeitraum) erhalten die Schüler einen Plan (schriftlich), der die unterschiedlichen Aufgaben aus den verschiedenen Themenfeldern enthält. Optimalerweise setzt an dieser Stelle bereits das fächerübergreifende Konzept an, in dem die Themenfelder schlussendlich doch wieder auf einen gemeinsamen, großen Fokus gerichtet sind. Aber diese (Wochen)Planung wird eben durch die Schüler selbst (manchmal in Gruppen), ggf. mit mehr oder weniger Hilfe des Lehrers erstellt. Zu diesem Zweck sind extra bestimmte Unterrichtsstunden im Stundenplan vorgesehen. Die dabei gewährte Hilfestellung durch den Lehrer soll bewusst eher minimal sein.
Die Praxis zeigt, dass mit dem zeitlichen Fortschreiten dieser Unterrichtsmethodik der Wochenplan tatsächlich immer selbstständiger durch die Schüler erstellt werden kann, sie kriegen sozusagen Routine in dieser Arbeit.
Kontrolle & Herausforderung
Auch die Kontrolle der Ergebnisse ihrer Arbeiten vollziehen die Schüler dann selbst, d. h. die Schüler bewerten ihre Arbeiten gegenseitig z. B. als erledigt bzw. voll erfüllt, verbesserungs- bzw. ergänzungswürdig, oder als nicht ausreichend. Das ist eine zusätzliche, besonders komplexe Herausforderung an die Schüler, denn die Schüler lernen damit nicht nur, einen umfänglichen Plan in Eigenregie zu erarbeiten, sondern es werden zusätzlich, man könnte fast sagen, so ganz nebenbei, auch noch ihre methodischen und vor allem sozialen Kompetenzen gefördert und heraus gefordert. Dies bedarf vielleicht noch einer kurzen Erläuterung:
Bei der gegenseitigen Bewertung der Arbeiten merken die Kinder, dass es im Leben nicht nur um die Inhalte geht, sondern dass sie bei dem bewerteten Kind Gefühle auslösen, z. B. Traurigkeit, Wut, Ungerechtigkeit, Unverständnis usw.. Es erfolgen Reaktionen, mit denen man umgehen muss, die gemeinsam zu besprechen und klar zu stellen sind. Hier wird in der Tat das weite Feld der sozialen Kompetenzen angerissen, das im späteren Leben noch so wichtig werden wird.
Fazit
Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass die offene Unterrichtsform des Wochenplans im Grunde keine Wahl-Pflicht-Aufgaben enthält, denn die Schüler „erhalten“ ja nicht ihren Wochenplan, sondern sie gestalten diesen für sich selbst, wobei einzelne Abschnitte darin durchaus auch zeitlich festgelegt werden können im Sinne von zu erfüllenden „Meilensteinen“. Man kann sogar feststellen, dass bei dieser Unterrichtsform klare Fächergrenzen verwässern können, und das ist sogar gut so. Und auch die Altersstufen der Kinder spielen nicht einmal mehr eine so entscheidende Rolle wie bei konservativem Schulunterricht, ganz im Gegenteil, ein gewisses Spektrum an Altersstufen erweist sich sogar als ganz deutliche Bereicherung bei dieser Unterrichtsform.